Die Zähmung des Hamsters ist mit einem hohen Maß an Geduld verbunden. Hinzu kommt, dass nicht alle Hamsterarten zu einhundert Prozent handzahm werden. Die größten Chancen haben Sie mit einem Gold- oder Teddyhamster. Diese beiden Rassen gelten allgemein als zutraulich.
Wie Sie bei der Zähmung vorgehen, was Sie hierbei beachten müssen und worin die Unterschiede zwischen der aktiven und der passiven Zähmung liegen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Den natürlichen Instinkt beachten
Vielleicht fragen Sie sich, welches Geschlecht schneller zahm wird: Männchen oder Weibchen? Um diese Frage ranken sich viele Mythen. Die Wahrheit ist jedoch, dass Männchen und Weibchen gleichermaßen zahm werden können. Es ist aber wichtig, dass Sie deren natürliche Verhaltensweisen kennen.
Beispielsweise können Hamster-Damen sehr zahm werden. Wenn sie jedoch ihre Jungen schützen möchten, teilen sie teilweise kräftig aus.
Grundsätzlich sollten Sie daher den natürlichen Instinkt beachten und stets behutsam vorgehen.
Ob ein Hamster zahm wird, hängt von den folgenden Faktoren ab:
- Charaktereigenschaften
Wie die Menschen haben auch die Hamster unterschiedliche Charaktereigenschaften, die darüber entscheiden können, ob ein Hamster zahm wird oder nicht. - Natürliche Verhaltensweisen
Auch ein zahmer Hamster kann aggressiv werden, wenn beispielsweise der natürliche Schutz- oder Angstinstinkt ausgelöst wird. - Bisherige Erfahrungen
Hat ein Hamster bereits schlechte Erfahrungen im Umgang mit Menschen oder mit Haustieren gemacht, kann sich dies negativ auf seine Psyche auswirken, sodass er sich entweder zurückzieht oder aggressiv wird. - Gesundheitszustand
Wenn ein Hamster fit ist, bestehen gute Chancen, dass Sie ihn zähmen können. Ist er jedoch krank und hat Schmerzen, lässt er sich wahrscheinlich nicht zähmen. Ein bereits zahmer Hamster kann aggressiv werden, wenn Sie ihm zu nahe kommen.
Was ist die aktive Zähmung?
Bei der aktiven Zähmung wird der Hamster sozusagen gegen seinen Willen gezähmt. Leider ist diese Methode weit verbreitet, und zwar meist nicht aus böser Absicht, sondern weil vor allem viele Hamster-Neulinge nicht wissen, wie man mit einem solch kleinen Lebewesen umgeht. Gerade Kinder zähmen den Hamster oft aktiv, obwohl sie gar nicht davon ausgehen, dass sie ihn gerade überhaupt zähmen.
Es gilt beispielsweise als aktive Zähmung, wenn Sie den Hamster gegen dessen Willen auf die Hand nehmen und ihn festhalten, damit er nicht weglaufen kann. Jede Art von Annäherung, die vom Hamster nicht erwünscht ist, kann unter „aktive Zähmung“ gezählt werden.
Das Problem: Durch diese Art der erzwungenen Zutraulichkeit erreichen Sie in der Regel das Gegenteil von dem, was Sie möchten. Der Hamster wird möglicherweise nicht zahm, sondern aggressiv, ängstlich oder krank. Aufgrund seiner geringen Körpergröße hat er in seiner Panik keine andere Möglichkeit, als sich beispielsweise durch Beißen oder Fauchen gegen Sie durchzusetzen.
Was ist die passive Zähmung?
Bei der passiven Zähmung begegnen Sie Ihrem kleinen Hamster stets zurückhaltend und wohlgesonnen, sodass er nach und nach seine Skepsis vor Ihnen abbaut und immer zutraulicher wird. Sie bedrängen ihn nicht, was das Tier neugierig macht. Spielerisch lernt er Sie kennen und lieben.
Die passive Zähmung passiert beinahe nebenbei und sollte bereits ab dem ersten Tag, an dem Sie den Hamster zu sich nach Hause geholt haben, durchgeführt werden. Dies stärkt das Vertrauensverhältnis.
Passive Zähmung Schritt für Schritt
Schritt 1: Der Abholtag
Setzen Sie Ihren Nager in sein neues Zuhause und entfernen Sie sich danach sofort vom Käfig. Lassen Sie sich dort frühestens am nächsten Tag wieder blicken und – wenn Sie können – betreten Sie das Zimmer an diesem Tag nicht. Dies führt dazu, dass sich der Hamster erst einmal in aller Ruhe und ohne Angst an sein neues Zuhause gewöhnen kann.
Beachten Sie
Damit Sie an diesem Tag nicht erneut an den Käfig oder sogar hineinlangen müssen, bereiten Sie vor der Ankunft des Tieres alles vor. Hierzu gehören die Einstreu, die Einrichtung des Käfigs, aber auch das Bereitstellen von Futter und Wasser in ausreichender Menge.Schritt 2: Die Neugierde wecken
Am zweiten Tag sollten Sie sich dem Käfig nur im Notfall nähern, um dem Hamster weiterhin seine Ruhe zu gönnen. Allerdings können Sie sich bereits im Zimmer aufhalten und beispielsweise Hausarbeiten erledigen. Bewegen Sie sich leise und machen Sie keine ruckartigen Bewegungen. Sie können jedoch mit ruhiger Stimmt mit dem Kleinen sprechen.
Sie werden feststellen, dass Ihr Hamster Sie beobachtet. Er wird immer neugieriger und erkennt, dass er zwar nicht allein lebt, aber auch keinen Stress zu befürchten hat.
Unser Tipp
Dieser Schritt sollte im besten Fall einige Tage dauern, damit sich der Hamster zunächst an Ihre Anwesenheit gewöhnen kann.Schritt 3: Erste Begegnungen mit Ihren Händen
Logischerweise müssen Sie Ihren Hamster mit ausreichend Futter und Wasser versorgen, sodass es sich nicht vermeiden lässt, dass Sie in den Käfig greifen. Stressen Sie das Tier hierbei nicht. Tun Sie, was Sie tun müssen, aber nicht mehr. Nehmen Sie die Näpfe heraus und reinigen Sie diese. Stellen Sie die frisch gefüllten Näpfe danach zurück in den Käfig, ohne den Hamster streicheln zu wollen oder ein großes Aufsehen darum zu machen. Sprechen Sie leise mit ihm und zucken Sie vor allem nicht hektisch mit den Händen, wenn der Hamster daran schnüffeln möchte.
Nach einigen Tagen wird sich der Nager daran gewöhnt haben, dass Sie Ihre Hände regelmäßig in sein Territorium stecken.
Schritt 4: Den Hamster aus dem Käfig locken
Bevor Sie Ihren Hamster das erste Mal aktiv berühren, sollten Sie bedenken, dass sein Käfig sein Territorium ist. Er darf hier leben, sich zurückziehen und es sogar verteidigen. Und vor allem darf er sich an diesem für ihn sicheren Ort nicht übermäßig bedroht fühlen.
Gewöhnen Sie ihn zuerst daran, seinen Käfig zu verlassen, ehe Sie ihn auf die Hand nehmen. Öffnen und schließen Sie mehrfach am Tag die Käfigtüre und legen Sie einige Leckerbissen vor den Käfig. Er wird schnell neugierig werden, sodass er aus dem Käfig herauskommt. Schließlich schnüffelt er bereits den leckeren Duft seiner Lieblingsspeisen.
Schritt 5: Den Hamster mit einem „Leckerchen“ bestechen
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Hamster Ihrer Hand gegenüber weder panisch noch zurückhaltend reagiert und zudem aus dem Käfig herauskommt, können Sie den nächsten Schritt unternehmen.
Legen Sie die Leckerchen nicht mehr vor den Käfig, sondern nehmen Sie sie in die Hand. Am besten nehmen Sie sie zwischen Daumen und Zeigefinger und halten die Hand absolut ruhig. Der Hamster wird versuchen, sich das Leckerchen zu schnappen. Jedoch wird er skeptisch sein, sodass es erneut einige Tage dauern kann, bis er sich an das Leckerchen herantraut.
Warten Sie danach so lange, bis der Hamster von selbst zurück in seinen Käfig geht. Sie sollten ihm vor dem Käfig ein kleines Gehege bereiten, denn wenn er feststellt, dass er plötzlich im gesamten Zimmer herumtollen kann, wird er nicht von selbst zurück in den Käfig gehen.
Schritt 6: Den Hamster streicheln
Klappt die „Bestechung“ mit dem Leckerchen mehrfach, können Sie im nächsten Schritt versuchen, Ihren Hamster sanft zu streicheln. Scheut er zurück, lassen Sie sofort los. Dies gilt auch für den Fall, wenn er faucht oder beißt. Wenn er keine Angst zeigt, streicheln Sie ihn ruhig weiter.
Schritt 7: Den Hamster auf die Hand nehmen
Hat die „Bestechung“ mit dem Leckerchen einige Tage lang funktioniert, können Sie beim nächsten Mal das Leckerchen auf die Hand legen und abwarten, ob der Hamster sich darauf stellt. Hierbei sollten Sie unbedingt Ruhe bewahren. Jedes Erschrecken des Nagers kann einen großen Rückschritt bedeuten, sodass er sich beispielsweise für mehrere Tage zurückzieht.
Wenn Ihr Nager sich auf Ihre Hand begibt, greifen Sie auf keinen Fall zu. Lassen Sie ihn in Ruhe schnüffeln, bedrängen Sie ihn aber nicht.
Schritt 8: Die Hand schließen
Wenn Sie festgestellt haben, dass der Hamster mehrfach ohne Probleme auf Ihre Hand klettert, können Sie sie erstmals vorsichtig schließen. Sie erkennen schnell, ob sich der Nager hierbei wohlfühlt oder ob Sie die Hand öffnen müssen.
Achtung
Nehmen Sie den Hamster bei den ersten Malen nicht hoch. Er könnte panisch flüchten und aus einer großen Höhe zu Boden fallen. Bleiben Sie mit Ihrer Hand bei den ersten Versuchen daher unbedingt in Bodennähe, denn bei einer geringen Fallhöhe kann er sich nicht verletzen.Welche Methode ist besser: aktive oder passive Zähmung?
In Anbetracht der stressfreien Möglichkeit der passiven Zähmung sollte klar sein, dass diese Variante für den Hamster am besten geeignet ist. Wenn Sie zur Ungeduld neigen, lassen Sie sich hiervon auf keinen Fall leiten, denn jeder Rückschritt kann dazu führen, dass der Hamster ängstlich oder sogar panisch reagiert, sodass er niemals handzahm wird. Geben Sie sich und Ihrem Tier alle Zeit der Welt, um sich aneinander zu gewöhnen und tun Sie niemals etwas, das dem Nager schadet.